Pressestimmen zur CD „Geometrie der Seele“ (chronologisch gereiht) 2021

Review, Hannes Schweiger, DO 08. Februar 2021
(https://www.porgy.at/reviews/300/)

Dem Klang im Wort
SUSANNA RIDLER „GEOMETRIE DER SEELE – HOMMAGE A GERT JONKE“
Susanna Ridler (voice, electronics), Peter Herbert (b), Wolfgang Puschnig (as, fl)
Musik durchflutete ihn, ja obsessierte ihn förmlich. Er wissenschaftete und praktizierte sich durch die Musik – unter anderem. Neben der Hinwendung zur Philosophie, Germanistik, zu Film und Fernsehen. Mit der Sprache auch Musik machen. Das war ihm sein ihn ständig antreibendes Anliegen. Als „wörtliche Notationen“ könnte man seine Texte apostrophieren. Er baute einen Palast der Sprache in einer Landschaft der Klänge – Gert Jonke (1946 – 2009), dieser wertvolle österreichische Schriftsteller. Müsste man nicht eher sagen Sprachverströmer? Ist er das nicht zu aller erst? Angesichts der Bewegungsenergie, der syntaktischen Flexibilität seiner polyphonen Wortkonstruktionen? In Erzählungen, Romanen, Essays, Gedichten, Theaterstücken und anderem mehr musizierte er mit seinen Gedanken. Gedanken zu primär Existentiellem, mit humoresker Note. Ausgespiegelt mit den verschiedenen Konturen der musikalischen Formenlehre. Vom heimlichen Musiker, wie er sich selbst empfand. Vokalexploratorin und Komponistin Susanna Ridler, die derzeit vermutlich relevanteste österreichische Künstlerin an der Schnittstelle Literatur und Musik, untersucht seit Jahren die Konjugation zwischen ihrer Klangrede und der Sprachkunst Jonkes. Sie fand eine aufregend eigenständige Lesart in bestem Einvernehmen von Sprache und Musik, die die Musikalität des Dichters und seiner „Text-Duren“ betont. „Geometrie der Seele“ nennt die Musikerin ihr Brevier-Tribut an Gert Jonke. Akribisch selektiert aus veröffentlichten respektive unveröffentlichten Texten. Teils gesprochen von Jonke selbst. Seine Stimme ist wesentlicher Kristallisationspunkt. Sozusagen der vierte Player. Grundstock auf musikalischer Seite sind die engmaschigen Improvisations-Diskurse zwischen den MusikerInnen. Das höchst klang-/ wortmächtige Werk wurde dieser Tage als digitaler Tonträger veröffentlicht. Dessen Live-Präsentation war an diesem Abend angedacht und musste, zwar live aber den Umständen entsprechend, ins Netz flüchten. Intensität und Dringlichkeit gingen auf der Bühne deswegen nicht verlustig. Vielmehr war es ein befreiendes Ausbrechen derer. Unmittelbar stellte sich das über Jahre kultivierte, ineinandergreifende Klangspracheweben ein. Feinsinnigst hat die Komponistin die Texte bzw. Textexzerpte, welche sie aus Lesungen, Gesprächen, Interviews extrahierte, mit elektronisch generierten, an symphonischen Klangqualitäten angelehnten Gesten ausgeleuchtet. Mögen einige üppig wirken, Ridler trachtet danach der Macht der Worte ein Äquivalent hinzuzufügen. Sie handhabte ihr Material in sehr fokussierter Form, in der Korrespondenz mit ihren Partnern Initiativen setzend – deren Improvisationen betreffend. Hier nun kam die tonale Jazz-Diktion ins Spiel. Puschnig und Herbert verstreuten Überraschungsmomente, platzierten die Textfragmente analog zu deren Nonkonformität in klangliche Randbereiche. Allerdings ihre begnadete Gabe ertönt darin, zu wissen, spüren, hören wie Musik wann Musik wird. Man brauchte abermals nur ihren suggestiven Melodielinien – geradewegs oder verschlungen, ihren Intervalldistanzen, Klangsubstraten, auserlesenen Harmonieblitzen, ihrem zwingend swingenden, rhythmischen Geschick zu folgen. Puschnig und Herbert nehmen sich bzw. entrollen ausreichend Aktionsradius. Famos ließ Puschnig die Worte auf den Luftsäulen tanzen, herrlich wie Herbert diese zwischen die Saiten klemmte und mit Tieftönen Masse verlieh. Aber die Worte bohrten sich ebenso in die Klangflora, die vor allem in den puren Trio-Korrespondenzen ohne Zuspielungen einem durchdringenden Gestöber der Töne anheimfielen. Wobei den Worten die Glut femininer Anima sich einbrachte. Motivbasiertes Improvisieren, in Pendelbewegungen von Andante bis Vivace, dynamisch nuanciert, war die Prägung. Nahezu logisch liierten sich die Binnenstrukturen der Motive mit der Architektur der Sprachphrasierung. Jonke hielt einmal fest, dass der Planet dereinst zusätzlich von einer Klanghülle, Musikhülle, Musikatmosphäre umgeben sein wird. Was wäre das für eine Aussicht. Ridler/Puschnig/Herbert taten es jedenfalls eindrucksvoll mit den Texten Jonkes. Ein heimlicher und drei unheimliche MusikerInnen. Grammatik der Emotionen.

„Halt den Mund!, sagt mein Mund“, HEDWIG KAINBERGER, 07. Februar 2021

Der Dichter Gert Jonke wäre am Montag 75 Jahre alt geworden.

Um einen großen Österreicher ist es still geworden: Gert Jonkes Stücke sind einst im Burgtheater mit Jubel uraufgeführt, mit mehreren Nestroy-Preisen ausgezeichnet und in Landestheatern oder bei Festivals wie der Ruhrtriennale gespielt worden. Aber seit dessen Tod im Jänner 2009 sind die meisten Bühnen sonderbar jonkestumm geworden.

Zeitgerecht vor dem 75. Geburtstag am 8. Februar hat Lotus Records eine aparte CD herausgebracht: Gemäß Gert Jonkes Bekenntnis, „dass ich ohne Musik wahrscheinlich nicht leben kann“, gestalten drei Künstler eine Hommage: Susanna Ridler als Komponistin, Sängerin und an den Electronics, Peter Herbert am Kontrabass sowie Wolfgang Puschnig mit Saxofon und Flöte. Gert Jonkes wunderbar verquer witzige und zutiefst ernsthafte Gedanken – etwa ein fulminanter Streit mit dem eigenen Mund – sind im Originalton zu hören und werden zugleich Teil von neuer Musik.

CD: Susanna Ridler, Gert Jonke, „Geometrie der Seele“, Lotus Records

05.02.2021 Kultur Beitrag in der Zib um 9 Uhr von Barbara.Pichler-Hausegger

Zeit-Ton-Magazin, von Marie-Therese Rudolph, 27.1.2021

(..)
Und nun zur eingangs bereits angespielten CD der Musikerin und Komponistin Susanna Ridler.

Mit „Geometrie der Seele“ ist ein jahrelang entwickeltes Herzensprojekt der Sängerin, Musikerin und Komponistin Susanna Ridler nun in CD-Form Wirklichkeit geworden.
Eine musikalische Hommage an den Dichter Gert Jonke, der gesagt hat – und damit schließt sich der Kreis, der diesem Album gewissermaßen zugrunde liegt:
„Die Sprache ist vom Himmel gefallene Musik.“

Susanna Ridler hatte Zugang zu den originalen Sprachaufnahmen Gert Jonkes, die in unterschiedlichen Archiven gesammelt sind. Radio-Interviews oder Fernseh-Dokumentationen – Gert Jonkes Stimme und Worte wurden zum gestaltenden Element in ihrer Musik. Gemeinsam mit dem Kontrabassisten Peter Herbert und dem Saxofonisten Wolfgang Puschnig ist eine kleinteilige CD entstanden, die den Jonkeschen Sprachkosmos zum Schwingen und Klingen bringt. (..)

Concerto,Achim Doppler, Ausgabe Februar 2021
„… von einer Musik Atmosphäre umgeben sein wird“,

Susanna Ridler nimmt die Sprachmusik Gert Jonkes nicht als Beruhigungsmittel, sondern als Treibstoff für Bewegung. Der 2009 63-jährig verstorbene Schriftsteller Gert Jonke war in seinem Schreiben einer Sprache verpflichtet, die ihre Desorganisation nicht beschreibt, sondern schreibend zum Ausdruck bringt. Die Reaktivierung der Spannungen und Zerreißproben, in denen man zum selbstverantwortlichen und zurechnungsfähigen Angehörigen einer Sprachgemeinschaft erzogen wird, kann nur in einer Sprache stattfinden, die von deren Normen abweicht. Die von uns als Literatur produzierte Welt bleibt dann fragmentiert und hat kein Vorbild. Das macht ihre bzw. seine (Jonkes) Modernität aus. Die Bedeutungen, die sie produziert und die Wirkungen, diese freisetzt, fügen sich nicht länger dem Prinzip „Einer für alle, alle für einen“. Anstelle von Wachstum oder Entwicklung bedeutsamer Keime, geht es nun um die Produktion von Bedeutungsverkettungen, um Energiekurven und nicht um Brennpunkte. Es handelt sich nicht mehr um eine außerliterarische Erfahrung, die der Schriftsteller berichtet oder aus der er Nutzen zieht, sondern um einen von der Literatur produziertes künstlerisches Experiment. Diese Haltung brachte Elfriede Jelinek anlässlich seines Ablebens wie folgt auf den Punkt: „Er konnte aus zwei, drei notierten Worten ein ganzes Universum entstehen lassen. Wie ein großer Jazzmusiker, die aus einem kleinen Thema eine raffiniert sich verzweigende Improvisation zu Stande bringen kann.“
Die Wiener Vokalisten und Komponisten Susanna Ridler hat mit vorliegenden CD „Geometrie der Seele“ ihre langjährige Arbeit an und mit Text- und Tondokumenten Gerd Jonkes zu einem – möglicherweise nur vorläufigen – Abschluss gebracht. Als Angriffspunkt ihres Komponierens wählte sie teils unveröffentlichte Textfragmente, die ihr die Gert-Jonke- Gesellschaft aus dessen Arbeitszimmer in der Wiener Stockgasse zu bergen und zu autopsieren erlaubte. Ein im Booklet der CD abgedruckter „Papierflieger“, der in einer Konzertfotografie aus 2018 über den Köpfen der Musiker schwebt, ist das ikonische Exemplar dieser Objets trouvés. Die Musiker sind die beiden
Ausnahmeinstrumentalisten Wolfgang Puschnig und Peter Herbert, die sich mit Susanna Ridler zu einem jazz Trio der besonderen Art formieren – eigentlich aber Quartett, denn die stimmhafte Rede des von Elfriede Jelinek als „Jazzmusiker“ apostrophierten Jonke ist neben der von Ridler die zweite Hauptstimme des Gesamtwerks.

ORF / Ö1 / Rein-Gehört / Der Ö1 Audioguide
Gestaltung: Bernhard Eppensteiner & Ulrike Leitner, 17.01.21

https://oe1.orf.at

Auf der CD „Geometrie der Seele“ hat Komponistin und Vokalistin Susanna Ridler dem Dichter Gert Jonke ein persönliches musikalisches Denkmal gesetzt – vom Jazz-Trio bis zur orchestral anmutenden Filmmusik und experimenteller Elektronik. Ihre Hommage an Gert Jonke, der am 8. Februar 2021 seinen 75. Geburtstag gefeiert hätte, ist eine Erinnerung an einen großen österreichischen Schriftsteller.

Kurier, Werner Rosenberger, 12.01.2021:
Eine musikalische Hommage der Komponistin und Vokalistin an einen, der mit der Sprache Musik machen wollte: Gert Jonke (1946-2009) feat. Wolfgang Puschnig. Bezaubernd und subtil wurden unveröffentlichte Texte vertont, wurde zum Teil des Autors Stimme musikalisch verarbeitet und in die Kompositionen verwoben. Vom Jazz-Trio bis zur orchestral anmutenden Filmmusik wird so Jonkes Kosmos bei dieser musikalisch-literarischen Klangforschungsreise ganz anders erfahrbar, anders hörbar. ****

Wiener Zeitung, Christoph Irrgeher, vom 23.01.2021
Jazz-CD: Gert Jonke: Stoppt den Mund!

Die Komponistin und Sängerin Susanna Ridler bringt die skurrilen Texte des Kärntner Jahresjubilars vielgestaltig zum Klingen. Live am 4. Februar.

„Ich möchte mit der Sprache nicht nur erzählen, sondern auch Musik machen“, sagte Gert Jonke. Der skurrile Solitär aus Kärnten – am 8. Februar hätte er seinen 75. Geburtstag gefeiert – hat das durchaus wörtlich gemeint. Oder richtiger gesagt musikalisch. Seine Tonkunst, erbaut aus Variation, Wiederholung und Rhapsodieren, fällt das innere Ohr schon beim Lesen an, und sie materialisiert sich noch stärker, wenn Jonke seine Texte (auf erhaltenen Aufnahmen) mit markantem Puls vorträgt.
Die Komponistin und Sängerin Susanna Ridler unterhält seit Jahren eine symbiotische Beziehung mit diesem Kosmos. Immer wieder hat sie diese Texte mit der eigenen Klangsprache verwoben und dabei zu verschiedenen Formen gefunden: Mal lässt sie das Dichterwort über sphärische Orchestermusik schweben, mal durchwirken die Jonke-Sätze elektronische Klangräume, mal sind sie der Katalysator für spontane Jazzkonversationen im Trio mit Wolfgang Puschnig (Saxofon) und Peter Herbert (Kontrabass). Entsprechend abwechslungsreich nimmt sich Ridlers Album „Geometrie der Seele“ aus, eine Art Sammelwerk der Vorjahre, das sie zum durchdachten Großprogramm geformt hat. Bei aller Subtilität kommt der Schalk nicht zu kurz: Man lausche etwa der Anekdote vom aufmüpfigen, derben Mund, der sich von seinem Eigner mit den Worten lossagt: Sei ruhig, du Hund / Ich bin der Mund!

Link:
https://www.wienerzeitung.at

Zeitschrift „Kultur“ aus Vorarlberg, Peter Füßl, 28.01.2021

Link: https://www.kulturzeitschrift.at

Wer jemals das Glück hatte, Gert Jonke live zu erleben, war fasziniert, wie genial er Sprachskepsis und Sprachkritik, Sprachwitz, Ironie und Gesellschaftspolitisches, tiefsinnige Gedankengänge und phantasievolle, oft bis ins Surreale hineinreichende Spracherkundungen voller Poesie mit- und ineinander verwoben hat. Dabei entpuppte sich der vor- und nachher stets sympathisch zurückhaltend und freundlich agierende, zu den Großmeistern unter Österreichs Schriftstellern zählende Kärntner während der Lesung als ein sich rückhaltlos und impulsiv in seine mitunter schwindelerregenden Texte hineinlebender Interpret seiner selbst, dem man mit offenem Mund und größtem Vergnügen lauschte. Gert Jonkes Stimme aus Originalmitschnitten von Lesungen, Gesprächen und Interviews sozusagen als viertes Instrument neben Wolfgang Puschnig an Flöte/Altsaxophon, Peter Herbert am Kontrabass und ihre Stimme/Elektronik einzubauen, war folglich eine glänzende Idee Susanna Ridlers, die sich schon seit 2013 in unterschiedlichsten Projekten und Formationen eingehend mit dem tiefsinnigen Querdenker beschäftigte. Dessen in vielen Werken durchaus auch realisierte Aussage „Ich möchte mit der Sprache nicht nur erzählen, sondern auch Musik machen“ weckte das Interesse der mit dem elektroakustischen Ensemble {koe:r} im Grenzbereich von Jazz, Elektronik und Neuer Musik bekannt gewordenen Avantgardistin, die nun zum 75. Geburtstag Jonkes (1946 – 2009) eine vielschichtige, mutige, Emotionen und Intellekt gleichermaßen ansprechende Hommage vorlegt. In der fast 44 Minuten langen Tondichtung „Der Sprachkomponist“ fügen sich 20 mehr oder weniger lange Sprach/Musikschnipsel wie ein Puzzle zu einem Gesamteindruck zusammen und lassen die Dimension von Jonkes musikalisch-dichterischem Gedankengebäude erahnen. Vom schreibenden „Weltentdecker“, der sich schon als Fünfjähriger von seiner klavierspielenden Mutter von Ravel verzaubern ließ, der schreibend seinen Platz in der Welt suchte, einen surrealistisch-witzigen Kampf mit seinem anarchistisch agierenden Mund ausfocht, sich im Rahmen seiner Heimatfantasien aus Sprache ein Haus, eine Heimat bauen wollte, sein Misstrauen gegenüber „normalen“ Erzählungen ausdrückte oder über Schreiben und Kunst als Wissenschaft räsonierte. Dabei wirkt die vielgestaltige, stilübergreifende Musik – frei Improvisiertes, Jazziges, Vokalartistisches bis hin zu elektronisch generiertem Orchestralem – keineswegs nur untermalend, sondern vielmehr kommentierend, interpretierend und in gewisser Weise auch die Worte erhellend. Im besten Falle gelingt ein sich wechselseitiges Emporschrauben der Deutungsebenen. Nicht weniger eindrucksvoll sind die dreisätzige Sonate „Radio Jonke“ – in der er sich als „heimlicher Musiker“ outet – und das 15 Minuten lange viersätzige, ungemein schräge Melodrama „Chlorophyllklangpulverstaub oder Die Erforschung des botanischen Tongewebes“. Für aufgeschlossene Musikfreunde ist dieses Album eine wahre Wundertüte, aber auch Jonke-Kennern bietet sie Überraschendes, da Susanna Ridler von der Gert-Jonke-Gesellschaft die Möglichkeit erhielt, im Arbeitszimmer des großen Dichters herumzustöbern, wo sie auf großartige, bislang unveröffentlichte Trouvaillen gestoßen ist, die sie für ihr faszinierendes, Aufmerksamkeit forderndes und verdienendes Meisterwerk verwenden durfte.

Interview mit Michael Ternai, 14.01.2021
https://www.musicaustria.at

Kleine Zeitung, 07.01.21/ Die Seele, geometrisch

Sängerin Susanna Ridler paraphrasiert Gert Jonke.

Die Lyrik des 2009 verstorbenen Gert Jonke war stets von großer Sprachkritik und zugleich einem großen Hu- mor durchdrungen. Susanna Ridler hat das Œuvre oder besser gesagt den Geist des Kärntner Literaten nun mit „Geometrie der Seele“ gleichsam paraphrasiert. Über längeren Zeitraum ent- standen, verbindet die Voka- listin und Komponistin darin Original-Tonaufnahmen Jon- kes von 1971 bis 2008 und teils unveröffentlichte Texte mit eigenen Werken, die den Sprachduktus, den Rhyth- mus teils doppeln, bisweilen schlicht untermalen oder auch erst in Façon bringen. Ridler ist dabei jedes Mittel recht. Zwischen Jazz und symphonischer Moderne, zwischen Soundtrack und Kammerqualität variieren hier ihr Werk sowie die Besetzungen. „Ohne Jonkes Texte hätte meine Musik nicht zu ihrem Sound und Charakter gefunden“, wie es die gebürtige Oberösterrei- cherin selbst ausdrückt. Susanna Ridler. Geometrie der Seele. Mit Wolfgang Puschnig (sax) und Peter Herbert (b). Lotus Records.

APA, Martin Fichter – Wöß, 02.01.21:
Susanna Ridler paraphrasiert Gert Jonke (Electroland Records): Die Lyrik des 2009 verstorbenen Gert Jonke war stets von großer Sprachkritik und zugleich einem großen Humor durchdrungen. Die Komponistin Susanna Ridler hat das Oeuvre oder besser gesagt den Geist des Literaten nun mit „Geometrie der Seele“ gleichsam paraphrasiert. Über längeren Zeitraum entstanden, verbindet die Künstlerin darin Tonaufnahmen Jonkes und teils unveröffentlichte Texte mit eigenen Werken – die den Sprachduktus, den Rhythmus teils doppeln, bis weilen schlicht untermalen oder auch erst in Facon bringen. Ridler ist dabei jedes Mittel recht. Zwischen Jazz und symphonischer Moderne, zwischen Soundtrack und Kammerqualität variiert hier ihr Werk sowie die Besetzungen. „Ohne Jonkes Texte hätte meine […] Musik nicht zu ihrem Sound und Charakter gefunden“, wie es Ridler selbst ausdrückt. Bleibt spannend, wie die Musikerin diese Qualitäten auf die Livebühne transformieren kann. Schließlich ist das Präsentationskonzert am 4. Februar im Wiener Club Porgy & Bess angesetzt.

Ö1 Christoph Wagner-Trenkwitz, Pasticcio, 28.12.2020

https://oe1.orf.at

OPUS. Das Musikkolloquium,
von Marie-Therese Rudolph, 25.12.2020

Sprechen, Singen, Atmen – und genauso Schweigen oder die Luft anhalten, all das tun wir über den Mund. Die Musikerin Susanna Ridler hat soeben ihr Langzeit-Herzensprojekt „Geometrie der Seele, eine musikalische Hommage an den Dichter Gert Jonke“ auf CD veröffentlicht. Dafür hat sie originale Sprachaufnahmen von Jonke verwendet und diese mit ihrem musikalischen Zutun zu Miniatur-Szenen, kaleidoskopartigen Eindrücken aus dem Jonke-Kosmos verwandelt. (…)

2014 – 2017 Konzert-Rezensionen

Salzburger Nachrichten,
über die UA @  Literaturfest Salzburg, 18. Mai 2017
Sprachkunst macht Musik.
Neue Jazzklänge zu Gert Jonke beim 10. Literaturfest Salzburg.

Er konnte aus zwei, drei notierten Worten ein ganzes Universum entstehen lassen. Wie ein großer Jazzmusiker, der aus einem kleinen Thema eine raffiniert sich verzweigende Improvisation zu Stande bringen kann“, schrieb Elfriede Jelinek 2009 zu Gert Jonkes Tod. Beim ersten Literaturfest noch anwesend, wurde der Autor am Donnerstag bei dessen zehnter Aus- gabe im Musikclub Jazzit geehrt: Für die Uraufführung „Geometrie der Seele“ – eine Reverenz an Gert Jonkes Erstpublikation „Geometrischer Heimatroman“ (1969) – scharte Vokalistin Susanna Ridler Kontrabassist Peter Herbert und Saxofonist Wolfgang Puschnig um sich. Ausgangspunkt ihrer Komposition waren teils unveröffentlichte Textfragmente, die Susanna Ridler im Wiener Arbeitszimmer von Gert Jonke ausgrub.

Die Komponistin beschäftigt sich seit einem Schreibauftrag 2013 für den Carinthischen Sommer mit dem Werk des Autors. Diese emotionale wie geistige Aneignung seiner Sprach- und Bilderwelten ist bei der Performance spürbar. Hellwach kriecht sie im Laufe der beiden Sets förmlich in Jonkes Sprache, hüllt sich damit ein, um sie auf ihre ureigenste Weise wieder freizulegen. Lauscht und flüstert, atmet und raunzt die Frei- räume zwischen den Worten, windet sich durch die Zeilen hinein in eine Deutung,  die sich nicht  aufdrängt, sondern vielmehr anbietet. Dieses Klangkonstrukt hat jedoch nichts Schweres oder gar Gekünsteltes, sondern unterhält natürlich auf hohem Niveau. Jonkes Humor wühlt Susanna Ridler immer wieder feinfühlig auf. Mit Wolfgang Puschnig und Peter Herbert hat sie zwei ebenbürtige Weggefährten. Alle drei Meister ihres Instruments, gehen sie damit abenteuerlustig auf eine Klanger- forschungsreise. Was dabei ent- steht, ist eine Art experimentelle Kammermusik, die vorzüglich zum surrealistischen Ideenkosmos Jon- kes passt. „Geometrie der Seele“ ist der vierte nun uraufgeführte Teil von Susanna Ridlers Jonke-Pentalogie für unterschiedliche Ensembles.

Die Aufführung entlässt das Publikum poetisch beschwingt. 

Ö1 Kulturjournal,
über UA @  Literaturfest Salzburg,
18. Mai 2017

Eine Uraufführung hatte das 10. Literaturfest Salzburg auch im Programm.
Die Vokalistin Susanna Ridler interpretierte Textpassagen des verstorbenen Autors Gert Jonke. Mantraartig.
Virtuos mit der Stimme und mit der Technik spielend, und mit Hilfe der Musiker Wolfgang Puschnig und Peter Herbert. 

Kleine Zeitung,
Uraufführung Carinthischer Sommer 2014

Mit einem Hochamt beginnt am kommenden Sonntag die Villacher Brauchtumswoche.
Auf der Schiene cs_alternativ wurde bereits am verwichenen Sonntag ein Hochamt zelebriert:
Man lud in den Bambergsaal zur Uraufführung von „Geometrie der Seele oder Ich seh den See nicht mehr“ nach Texten von Gert Jonke. Da konnten einem schon die Ohren aufgehen.
Und der 2009 verstorbene Meister der „Sanftwut“ könnte von Wolke sieben mit mildem Lächeln auf das Treiben hernieder geschaut haben. Er wäre mit dem Resultat des Weiterspinnens seiner Sprachmusik höchst zufrieden gewesen. Denn hier haben drei Künstler nicht weniger riskiert als alles. Und so muss es in der Kunst wohl sein. Denn wie anders sollte man den Beweis führen, dass man aus jedem Gefängnis – seien es die vier Wände des eigenen Zimmers oder der Pranger des streng kontrollierten öffentlichen Dorfplatzes – ausbrechen kann, um frei zu sein. Die Komponistin und Sängerin Susanna Ridler riskiert für den Befreiungsschlag Leib (famose Körpersprache) und Leben – sprich: Singstimme, Sprechgesang und Emotion pur! – und sie hat den beiden Partnern vorskizziert, wie es doch noch ein Glück geben könnte: dem ostinaten Kontrabass (Peter Herbert), der nicht freigeben will, und dem Bläser (Wolfgang Puschnig), der der bedrohlichen Enge in virtuosen Anläufen einen Horizont, einen Morgen, ein Glück – vielleicht? – abtrotzt. Verbindlichen Dank! Und jetzt wieder lesen: „Geometrischer Heimatroman“ von Gert Jonke, mit diesem neuen Kompass als Zusatzorientierung – ein Leichtes, ein Kinderspiel! 

Carinthischer Sommer
Entgrenzte Stimmbandkünste

Andreas Felber, Der Standard, 22. Juli 2014, 17:09

Villach – Zuweilen können Festival-Nischen auch ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken. Vor allem dann, wenn man sich in der Programmierung nicht mit halbherzigen Nebengeräuschen zufriedengeben will, sondern vielmehr Courage zu eigenständiger Profilgebung zeigt: Die von Markus Siber kuratierte Konzertreihe cs_alternativ im Rahmen des Carinthischen Sommers setzt in diesem Sinn substanzvolle Kontrapunkte zum Hauptprogramm. In den vergangenen Tagen waren daher in Kärnten zwei Stimmbandkünstler zu Gast, die über die vokalen Beiträge hinaus auch als Konzeptdenker überzeugten.

Die in Wien lebende Susanna Ridler präsentierte sonntags im Villacher Bamberg-Saal ihr eigens für den Carinthischen Sommer erarbeitetes Projekt Geometrie der Seele oder Ich seh‘ den See nicht mehr – eine klingende Reise durch die literarische Gedankenwelt Gert Jonkes mit autobiografischen Déjà-vus. Am Beginn stand das Bild des im Zimmer auf und ab gehenden Ich-Erzählers.

Assoziative Textcollagen

Die Motive des Gehens, des Fragens zogen sich motivartig durch die assoziativen Textcollagen, die die Zwänge des Aufwachsens im katholisch geprägten ländlichen Raum thematisierten, dabei den berühmten Dorfplatz aus Jonkes Geometrischem Heimatroman ebenso zitierten wie die Erlösung der Kleiderschränke, die noch in den Himmel kommen wollen.

Ridler sprach, sang, flüsterte, kreischte, verfremdete und loopte mittels elektronischem Equipment – und erstellte so facettenreiche, bildhafte Wort-Ton-Skulpturen. Unterstützt wurde sie von Kontrabassist Peter Herbert und dem an der Flöte groß aufspielenden Wolfgang Puschnig, mit denen sich Ridler auch durch die verbindenden Improvisationsteile tastete. Nach der Pause erprobte Ridler ihre Arbeitsweise auch an Songs wie You Go To My Head, Wayfaring Stranger oder Angel Eyes, die sie in entschleunigten elektronisch-akustischen Soundscapes dekonstruierte.

über [koe:r] „Susystems“

Übersicht als PDF Datei

ROLLING STONE Magazin (D):

(„…) Ridlers Eigenkompositionen reichen von atmosphärischen Klangbildern bis zu Groovegetriebenem – weshalb der abschließende „SusysteMix“ wie das abenteuerliche Puzzle eines Remixers daherkommt, weit ab vom gewöhnlichen Beats-per-minute- Korsett.  Mit Bugge Wesseltofft dürfte sich diese Wienerin gut verstehen. Aber wo dessen Suggestivformeln vom besseren Leben künden, zieht Susanna Ridler den Fragemodus vor „Where does this take us?“
„Susystems“ jedenfalls führt schnurstracks ins Reich der Geniestreiche“

Rolling Stone

Mannheimer Morgen (D):

Die traut sich was: Die österreichische Sängerin Susanna Ridler katapultiert mit ihrer Band [koe:r] Jazz-Standards wie „ You go to my head“ oder „ Angel Eyes“ ins Digitale Zeitalter und erschließt dabei neue Song-Facetten. Zu hypnotischen Laptop-Beats und expressiven Soli des Ausnahmesaxofonisten Wolfgang Puschnig interpretiert sie die Vorlagen in einem brodelndem Mix aus Funk-Riffs, Club-Grooves, Blues- Emphase und Free Vokalisten als ekstatische Beschwörungen obsessiver Lust und Sehnsucht. Ihre genreübergreifenden musiklaischne „Suystems“ inszeniert die Neuentdeckung ( das ist sie zumindest hierzulande) außergewöhnlich geschmackssicher und maßvoll. Ridler, die so kühl klingen kann wie ein Eishauch und im nächsten Moment so sinnlich wie eine Liebhaberin, changiert auch in ihren Eigenkompositionen souverän zwischen melodischem Pop, tanzbarer Electronica, krachenden Rock-Anklängen und emotionsstarken Jazz Improvisationen. Ihre Band folgt ihr dabei kongenial. Und all das klingt weitaus besser als so viele der blassen Sänerginnen aus dem hohen Norden. Unbedingt zu empfehlen!

Skug (A):

(..) Jedenfalls: Großartige Musiker, eine großartige Sängerin und ein wirklich hörenswerter Spagat zwischen Jazz und Pop, der gerade, weil immer wieder herrlich unzeitgemäße Töne durchrieseln, viele neugierige Ohren verdient.

skug

Sound & Media (A):

„… ein wenig Laurie Anderson, übersetzt in die Jetztzeit. Cooler, zeitgemäßer Intellektuellensound.“

Sound & Media

Hessischer Rundfunk 2, Günter Hottman, über „You go to my Head“ (D):

…und ich lehne mich jetzt mal ganz weit aus dem Fenster und stelle diese höchst zeitgemässe Einspielung auf eine Stufe mit meiner bislang absoluten Lieblings Version des Stücks; gespielt von Chet Backer und Paul Bley im Jahr 1985….

Jazzthing (D):

Ihre Versionen klingen wie vertonte Gedichte, konsequent für das digitale Zeitalter konzipiert und interpretiert. Ridlers Stringenz reicht bis zur Veröffentlichungspolitik: Das Album erscheint auf ihrem eigenen Label Electroland Records und präsentiert damit ein schlüssiges 360-Grad-Modell.

Der Standard (A):

„… Da sind die eigenwilligen Rekompositionen alter Standards wie „You Go To My Head“,
in dem die Sängerin, flankiert von Wolfgang Puschnigs frenetischem Altsaxofon, den Songtext durch eine Steigerung bis ins höchste Kopfstimmenregister bildhaft umsetzt. Susystems bestätigt sie als Singer/Songwriterin erfrischend eigenständiger Kategorie …“

Der Standard

Kurier (A):

(..) „Das Ergebnis ist international durchhauchte Erwachsenenmusik zwischen Jazz, Elektronik, Pop und Funk im Gegenteilmodus: spannend und entspannend, berührend und exaltiert, eingängig im Großen und sperrig im Detail. Schön.“

Kurier

Falter, Sebastian Fasthuber

[koe:r]: Susystems Fusion ist ein hässliches Wort. Wenn man versuchen wollte, es positiver zu konnotieren, könnte man Susanna Ridlers musikalisches Baby [koe:r] als Beispiel dafür heran ziehen, wie es auch geht. Mutig und pfiffig tut sich die Wiener Musikern und Sängerin im Grenzland zwischen Elektronik, Jazz und Pop um. Beliebigkeit war gestern, die meisten Stücke klingen erfreulich prononciert. Saxofonist Wolfgang Puschnig, Gitarrist Florian Kmet und andere assistieren zweckdienlich wie einfallsreich und tragen das Ihre zum Gelingen bei.

Der Falter

PRESSESTIMMEN über  [koe:r], 2008

ORF/ 3SAT:

Das legendaere Duo Kruder & Dorfmeister hat es vorgemacht: Ektronische Musik aus Österreich findet auch international große Beachtung. Die Sängerin, Arrangeurin und Komponistin Susanna Ridler fusioniert nun höchst erfolgreich elektronische Sounds mit Jazz. „[koe:r]“ heißt das spannende Musikprojekt aus Wien. Ihr gleichnamiges Debüt-Album hat bei ihrer Österreich-Veröffentlichung im Februar 2008 für Aufsehen gesorgt. Jetzt erscheint „[koe:r]“ auch in Deutschland.

Die Presse (A):

(…) Ihre größtenteils elektronisch generierte Zeitlupenästhetik birgt jene tiefgekühlte Soulfulness, mit der auch Sidsel Endresen und David Sylvian bezirzen.

Der Standard (A):

Entspannte Töne von Susanna Ridler alias [koe:r] Vor fünf Jahren hinterließ sie unter dem Namen Tristan ihren bis dato einzigen klingenden Fußabdruck auf Tonträger – dem Sampler Summertime – This Is Now. Dann verschwand die Wiener Vokalistin und Elektronikerin Susanna Ridler gleichsam in Szene-Klausur. Um schließlich mit einer bemerkenswerten, entspannt tönenden Arbeit wieder aufzutauchen. Auf [koe:r] (Electroland/Hoanzl) fungiert Ridlers Stimme als vielgesichtige, kohärenzstiftende Leitlinie durch die Dub-lastigen, detailfreudig auskomponierten Electronica-Soundscapes: Zuweilen als bloße Klangfarbe in die kontrast- reichen Strukturen integriert, dann wiederum in Song-tragender Roile hervortretend, werden etwa Jobims Corcovado oder Gershwins Summertime auf sinnliche Weise dekonstruiert. Zudem bereichern amtliche Improvisationsbeiträge jenseits üblicher homöopathischer „Nujazz“-Dosierung die klingende Substanz. Wolfgang Puschnig (sax), Peter Herbert (b), Helmut Jasbar (git) und Rainer Deixler (dr) werden heute bei der Live-Premiere von [koe:r] Töne beisteuern.

Musicchannel.cc (A):

Elektrisierender Jazz Susanne Ridler alias [koe:r] ist ein musikalisch relativ unbeschriebenes Blatt. Doch was sie unter dem Namen [koe:r] auf dem Album mit gleichnamigem Titel veröffentlicht, zeichnet ein mehr als deutliches Bild. Ein Zugang zu Musik, so verschroben und genial zu gleich, wie man ihn aus diesem Lande wohl kaum erwarten würde. [koe:r] ist dabei viel mehr, als ein einfaches Computerprojekt. Dass es ohne diesen zwar ebenso wenig in Frage käme, derartige Songs zu produzieren, zeigt jedes einzelne Werk für sich, und dennoch lässt die Platte spüren, dass mehr dahinter steckt. Susanne Ridler hat sich keine Grenzen gesetzt, keine Rahmenbedingungen geschaffen, ohne Grundsätze gearbeitet. Zu durchdacht sind die Songs, um einfache, einmalig im Studio aufgezeichnete Stücke sein zu können. Aus den unterschiedlichsten Stilrichtungen wie Jazz, Pop, Funk, Lounge, Electronic, Ambient sowie einigen anderen hier nicht explizit genannten, setzt sich ein Sound zusammen, der zu beschreiben genauso unmöglich ist, wie einem Menschen das Fliegen beizubringen. Unterstützung bekam die junge Österreicherin von prominenten Künstlern wie Wolfgang Puschnig, Peter Herbert, Helmut Jasbar und einigen weiteren. Dass diese den Sound der Platte maßgeblich prägen, ist genauso logisch wie deutlich zu hören. Doch die Platte [koe:r] wirkt nicht wegen ihrer medial wirksamen Liste an Mit-Schaffenden. Vielmehr ist es der Prozess, die Verarbeitung der aufgenommenen „Soundschnipsel“ am Computer, die den Nummern ihren Charme verleiht. Dabei klingen die Versionen von Klassikern wie „Fever“ oder „Summertime“, die sich gekonnt und unauffällig unter die Eigenkompositionen mischen, doch eher wie neue Werke – starke Entfremdung, die gleichzeitig für neues Blut und stärkere Emotionen sorgt. Faszination, ausgelöst durch [koe:r], lässt sich wahrlich nicht an einem einzelnen Grund dingfest machen. Doch möglicherweise ist es die Symbiose zwischen Jazz-lastigen Klängen und Soli mit den elektrisierenden, am Downbeat orientierten Soundgewändern, die so perfekt funktioniert. [koe:r] plätschert wie ein Wasserfall vor sich hin. Und dieser Wasserfall plätschert unglaublich genussvoll – und schön.

City (A):

Laptop trifft auf Blasinstrument. Heraus kommt Fusion Music im Allgemeinen und Susanna Ridlers Soundkonstrukt im Speziellen. Nein, hier experimentiert nicht jemand ohne Plan und Konzept. Und trotzdem steht hinter allem kein einengender Masterplan. Der am Computer designte Klangteppich wird unter Mithilfe lokaler Jazzgrößen zu einem „Fleckerlteppich“ aus Jazz, Pop, Trance und TripHop versponnen. Träumerisch schön. Background. Die junge heimische Künstlerin mit Lebens- und Arbeitsmittelpunkt Wien war jahrelang am Theater tätig, bevor sie in Los Angeles, Maastricht und Amsterdam diverse Musikstudien absolvierte. Event. Im Porgy & Bess präsentiert Ridler ihr pressfrisches Debüt-Album „[koe:r]“, das sie unter Beihilfe von Peter Herbert, Wolfgang Puschnig, Thomas Gansch, Helmut Jasbar und Rainer Deixler einspielte. Bis auf den verhinderten Gansch werden alle [koe:r]-Mitspieler live an stage zu hören sein. Risk & Fun. Hörens- und sehenswerte CD-Präsentation, für deren musikalischen Inhalt das Porgy & Bess die perfekte Kulisse bildet. Klingt wie. Lebendig dargebotene Lounge-Musik. *****

 

Wohin in Wien

Hochspannende Musik aus Wien. Dieses Album klingt als ob Portishead wirklich interessante neue Musik machen wollten. Die Stimme ist hier ein vollwertiges Instrument. Dazu trifft kühle Elektronik auf hochkarätige Jazzmusiker (u. a.Wolfgang Puschnig).Von Jazz beeinflusste Popmusik des 21. Jahrhunderts, oder umgekehrt – egal. Ein Aha-Erlebnis das man hörend haben sollte. Tipp!

 

Fm5

Das leise Plätschern des Wasserfalls Susanna Ridler veröffentlicht ihr erstes Album unter ihrem Namen: Koe:r ist ein angenehmes Werk, das zum Wohlfühlen anregt. Ein bisschen Jazz inklusive. Beim Erwähnen des Namens Jazz schwingt ein leichtes Angstgefühl mit. Schließlich handelt es sich bei diesem, schon lange den musikalischen Wiederholungsprozess bedienenden Genre um jene verstockte Sorte, die überhaupt in unseren Breitengraden extrem anstrengend erscheint. Es ist nämlich ein bisschen so wie damals in der Schule: Einer redet, alle hören (stillschweigend) zu. Umgemünzt auf klangtechnische Verhältnisse bedeutet das endlose, immer im Mantel des Akademischen steckende Gitarren-Soli; grantelnde Mitsechziger mit Vollbartmontur und adretter Professor-Krawatte, die sich per Schlagstock einen von der Palme wedeln; und so weiter und so fort. No excess, no posing! Innovativ klingt anders. Auch bei Susanna Ridlers neuem Album Koe:r kommt man um dieses Wort, das sofort Alarmsignale auszulösen vermag, nicht herum. Doch in diesem Fall schwingt ein ungewöhnliche angenehmer Nebeneffekt mit: Jazz wird Trip Hop (!), Pop (!!), ja sogar die große Welt der Elektronik (!!!) beigemengt. Wahrscheinlich liegt es aber auch an jenem Umstand, dass die Protagonisten von Koe:r, allesamt das Who is Who der österreichischen Jazz-Szene, der eher im interessanten Bereich angesiedelten Szene angehören: So agieren Peter Herbert (Stehbass), Wolfgang Puschnig (Saxophon), Thomas Gansch (Trompete), Helmut Jasbar (Gitarre) und Rainer Deixler (Schlagzeug) neben der wunderbaren, herrlich lasziv anmutenden Stimme von Susanna Ridler. „Being Under Water“ Ridler, die Schauspiel, Gesang und Musik studiert und einige Jahre am Theater gearbeitet hat, geht in den letzten Jahren der Beschäftigung mit dem Computer nach und versucht bewusst, ihrer verführerischen Stimme ein subtil elektronisches Stimmungsbild unterzuordnen. Bereits im Jahr 2003 veröffentlchte sie unter dem Pseudonym tristan einen Remix über George Gershwin `s bekanntem Stück Summertime. In Anbetracht der Tatsache, dass genau diese Symbiose aus verspielten elektronischen Klangteppichen und Ridlers wundervollen Vocals überzeugen kann, veröffentlicht sie dieser Tage ihr Debütalbum unter ihrem Namen Koe:r – und liegt damit natürlich goldrichtig. Denn hier trifft ein schönes Stück auf das andere. Es sind Töne, die dauernd ein wenig an einen vor sich hinplätschernden Wasserfall erinnern. Was eine Metapher ist, die wahrscheinlich gar nicht so weit hergeholt ist. So lautet der Opener zum Beispiel Dirty Water und der Sound kling danach. Außerdem trägt ihr am Albumcover notiertes, getätigtes Statement den musikalischen Inhalt wohl ein wenig vor: „As I was producing these eleven songs I spent most of time wearing my headphones – an experience similar to being under water.“ Nachsatz: „I hope you are not hydrophobic as I wish u a good dive.“ Nein, keine Angst, wir tauchen gerne ab und schwimmen weiter im Ozean der wohltuenden Klänge.

 

Wien (APA) (A)

Heimische Jazzgrößen wie Peter Herbert, Wolfgang Puschnig und Thomas Gansch auf ihrer Debüt- CD zu versammeln, damit gab sich die Wiener Musikerin Susanna Ridler nicht zufrieden: Auf „[koe:r]“ jagte Ridler deren Soli durch den Computer, dehnte, stauchte und zerschnipselte diese und schuf daraus eine ebenso artifizielle wie lebendige Mischung aus Jazz, elektronischer Musik und Pop. Das Ergebnis spricht durch durchaus wienerische
Downbeat-Grundstimmung und durchaus internationale Offenheit im Klang an. Ein Trip Hop- Neuansatz mit einer ordentlichen Zusatzdosis Jazz, für musikalische Entspannungs- ebenso wie Entdeckungsreisen äußerst empfehlenswert, zugleich intelligent und emotional. Dabei wird auch eigentlich abgeschmackten Klassikern wie „Summertime“ und „Fever“ ein
neues, heutiges und reflektiertes Gewand gegeben, das diese wieder hörenswert macht.

Vogue (D):

Stilmix und Crossover-Experimente geraten meist quälend banal.
Auf [koe:r] versucht Susanna Ridler etwas ganz anderes: neue Musik aus bestehenden Stilen zu fusionieren, eigene Kompositionen mit Soli hochkarätiger Musiker zu verschmelzen. Jazzig, intellektuell, sinnlich.

 

Now (A):

(…) Eine erfrischend leichtfüßige, eigenständige Platte, die an Meer und Urlaub denken lässt, ohne „Cafe del Mar“ Klischees zu bemühen

 

Wiener Zeitung


Mit Jazzstandards ist das so eine Sache. Eine abgehörte nämlich. Denn was für Klassik-Fans die 1001. „Bilder einer Ausstellung“-Bearbeitung, ist dem Jazzer die nie endende „Summertime“. Abhilfe schafft nun Susanna Ridler. Auf „[koe:r]“ hat sie ein Grüppchen Evergreens in ElektroGefilde verschleppt und gleichsam entkernt. Soll heißen: Text oft noch da, mancher Akkord auch. Und darüber ein zarter, doch einsturzsicherer Neubau. Mit Überlagerungen der Ridler’schen Stimme, nachbearbeiteten Klangspenden von Jazz-Größen wie Wolf gang Puschnig und Thomas Gansch sowie sublimen ElektroTüfteleien – eine Melange, die auch die diversen Originale dieses Debüt-Albums prägt.Als Einsatzmöglichkeiten sowohl für chill-willige Clubmenschen als auch konzentrierte Argus-Ohren geeignet.

 

Slam-Zine (D):

Gitarrenrockpuristen mit musikalischen Berührungs- ängsten und Allergien gegen jede musikalische Ausdrucksform abseits des Stromruders dürfen folgendes Review gerne auslassen. Elektronischen Feinschmeckern mit offnenen Ohren für Jazz und Klanggebilden aller Art sind aber hiermit recht herzlich eingeladen weiter zu lesen. Elektroink, Jazz und Popfragmente fusioniert zu einem atmosphärischen Downbeatcocktail, der druch SUSANNA RIDLERs Stimme mamchmal untermalt und begleitet, oftmals aber auch aus der kalten digitalen Welt gehoben und schlichtweg zum Leben erweckt wird. Dazu höre und staune man über die famose GERSHWIN Adaption „Summertime“. Die Meisten der Stücke auf „[koe:r]“ sind Eigenkompositionen RIDLERs, doch neben „Summertime“ finden sich mit „Fever“, „Corcovado“ und „ Comes Love“ noch drei weitere Klassiker denen ein völlig eigenständiger, neuer musikalischer Anzug verpasst wurde. Dieser steht den „alten Herren“ zumeist ganz hervorragend. Musikalische Unterstüzung erhält die Sängerin durch ein who is who österreichischer Jazzmusiker, dafür bürgen Namen wie WOLFGANG PUSCHNIG (Saxophon und Föte). THOMAS GANSCH (Trompete, Flügelhorn) oder PETER HERBERT (Kontrabass). Somit dürfte „[koe:r]“ für manchen Musik- konsumenten eine interessante und durchaus willkommene musikalische Horizonterweiterung darstellen. Sei es nach einer durchzechten Nacht für einen entspannten Sunday Morning oder als Unterlegung für einsame nächtliche Autobahn- fahrten. Denn Atmosphäre und Entspanntheit sind bei SUSANNA RIDLER garantiert.

 

Wohin in Wien (A):

Hochspannende Musik aus Wien. Dieses Album klingt als ob Portishead wirklich interessante neue Musik machen wollten.

 

Roasted Ice (D) :

[koe:r] schafft es Klangwelten aufzubauen und sich darin zu verlieren. Der Zuhörer schwebt förmlich durch das Album. Eine überaus geniale und gelungene Platte, die sich nicht an üblichen Klischees bedient und sich anders anhört. Der Erwerb von [koe:r] ist auf jeden Fall empfehlenswert.

 

Kulturwoche

Ein erstaunliches Debüt-Album legt Susanna Ridler mit [koe:r] – das französische Wort für Herz – vor. Im Spannungsfeld Jazz, Elektronik und Pop und angereichert mit melancholisch-downbeatigen Klangcharakteristiken – angelehnt an den Trip Hop der späten 1990er Jahre – schuf Ridler reduzierte Klangfassaden mit meisterlichen Garnierungen von den Koryphäen Peter Herbert am Kontrabass, Wolfgang Puschnig am Saxofon und Flöte, Thomas Gansch an Trompete, Rainer Deixler am Schlagwerk und Helmut Jasbar an Gitarre. Dem nicht genug zerschnipselt die Sängerin und Komponistin die jeweiligen Soli und formt daraus in aller Unbekümmertheit experimentelle Sounds und mit viel Gespür neue Sichtweisen. Herausragend unter all dem hervorragenden Material die Auftritte (und was daraus wurde) von Gansch in Gershwins „Summertime“ und Puschnig in Ridlers „Dirty Water“, sowie Ridlers entzückender Gesang in „5 Parrots in an Appletree“. Generell auffallend die Grundstimmung ihrer Soundästhetik, dieses düstere, melancholische, unwirkliche und doch nie unterkühlte. Elektronik mit Seele. Den sieben Eigenkompositionen stehen übrigens vier Coverversionen (Summertime, Fever, Corcovado, Comes Love) gegenüber, wobei diese altbekannten Lieder bei Ridler quasi eine Neugeburt erfahren und eigentlich bereits wie Neukompositionen daherkommen. Gewagt. Gewonnen. Herzerfrischend und einfach gut.